Ausflug zu der Gedenkstätte in Hadamar

Am Dienstag, den 30.11.21, besichtigten wir im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Gedenkstätte Hadamar. Dort befand sich eine der vielen Tötungsmaschinerien des NS-Regimes, in der von 1941 bis 1945 fast 15.000 Menschen ermordet wurden. Sie starben im Zuge der nationalsozialistischen „Euthanasie“

Regnerisches Wetter unterstrich die Stimmung unserer Klasse an diesem Morgen, als wir am Georg-Gaßmann- Stadion in den Bus stiegen und den Weg Richtung Limburg antraten. Unser Ziel: Psychiatrische Klinik in Hadamar, damals wie heute. Das Gebäude befindet sich auf einem Hang, recht mittig im Ort und wirkt mit seiner gelblichen Farbe freundlich und einladend. Die Anlage ist in zwei Abschnitte unterteilt, die Klinik und die Gedenkstätte, die wir mit einer Führung besuchen durften.

Unsere Führung begann in einem Ausstellungsraum, in dem sich Gedenktafel an Gedenktafel reiht, hinter denen sich bedrückende Lebensgeschichten verbergen. Wir sprachen viel über die schrecklichen schicksale der Opfer. In der Regel waren es psychisch Kranke und geistig eingeschränkte Menschen, die im Zeitraum zwischen dem 13. Januar 1941 und dem 1.September 1941 in diese „Nervenklinik“ gebracht und wenig später durch Vergasung getötet wurden. Die Zahl der Vergasten betrug rund 10.000. Besonders perfide ist: All diese Menschen gingen bei ihrer Ankunft durch die Türen dieser Anstalt in dem Glauben, man würde ihnen helfen.

Nach einer schockierenden Einführung gingen wir in die nahegelegene Busgarage, in der die „grauen Busse“ früher parkten und die Patienten ausstiegen. Man berichtete uns von den unzähligen Verschleierungstaktiken der Nazis und von den Maßnahmen, die eingeleitet wurden, damit ein Mensch in einem der grauen Busse saß und hierher gebracht wurde. Hierher, genau den Punkt, an dem wir jetzt standen. Wir gingen den Spuren der unwissenden „Patienten“ nach, liefen auf dem Boden, auf dem sie gelaufen waren, in einer Reihe, hintereinander, wie sie auch, zurück in das Hauptgebäude und eine noch original erhaltene Treppe hinab in den Keller.

Schon oft haben wir über Konzentrationslager im Unterricht gesprochen; wir haben Bilder gesehen, Dokumentationen geschaut und Geschichten gehört, aber in dem Moment, als wir unten im Keller des Gebäudes standen, da verspürte jeder Trauer und tiefe Betroffenheit, die man nur erlebt, wenn man es sieht, mit eigenen Augen.
Leitungen laufen an den Decken entlang, die Gänge sind schmal und nicht sehr hoch gebaut. Von einem Gang gehen viele weitere ab, wie in einem verstrickten Labyrinth, doch der unverkennbare Hauptgang führt zu einem speziellen Raum, Wände und Boden weiß gekachelt, von damals noch erhalten. Dieser Raum war das „Herz“ der Tötungsmaschinerie Hadamars, die Gaskammer. Betreten durften wir sie nicht, doch man konnte durch die Türrahmen hineingucken. Der Gedanke, dass auf diesem Boden tausende unschuldige Menschen ermordet wurden, hat uns alle sehr mitgenommen. Doch der Weg dieser ermordeten Menschen endete an diesem Punkt noch nicht, sondern er ging noch ein paar Gänge weiter. Man führte uns in einen großen Raum, in dem früher ein gewaltiger Holzofen gestanden hatte, von dem nur noch Umriss und Grundfläche zu sehen waren. Dennoch bedurfte es keiner großen Fantasie sich vorzustellen, wie es ausgesehen haben musste, wenn die Leichen an diesem Ort verbrannt wurden. Uns wurde von dem Mann erzählt, der diese Arbeit verrichten musste, und seinem traurigen Schicksal.

Unser Weg führte uns wieder hinauf in den Raum, in dem wir zu Beginn der Führung schon gewesen waren, und so ließen wir den Ort, an dem so viele Menschen den Tod fanden, hinter uns.

Im Laufe der Führung wurde uns zudem noch berichtet, dass nach der ersten Phase der Vergasung (1940/41) eine zweite „Mordphase“ begann. Diese war Teil der sogenannten „dezentralen Euthanasie“. In dieser Zeit zwischen 1942-1945 vergiftete man Patienten mit überdosierten Medikamenten oder ermordete sie, indem man sie bewusst an Mangelernährung oder Vernachlässigung sterben ließ. In dieser Phase starben rund 5.000 Menschen. Der Schein einer normalen psychiatrischen Klinik wurde jedoch immer gewahrt. Für Außenstehende wirkte alles normal, mit lächelndem Personal, wie man auf einem Foto der Ausstellung sehen konnte. Die Verschleierungstaktiken der Nazis wurde aufrecht erhalten bis zur Befreiung der „Klinik“.

Zum Schluss stiegen wir hoch auf den Friedhof, auf dem Gedenktafeln für Verstorbene aufgestellt sind. Auf einer großen Tafel steht die Forderung „Mensch achte den Menschen“. Schweigend, um der Verstorbenen zu gedenken, verließen wir den Friedhof, um für eine kurze Rückmelderunde in die Busgarage zurückzukehren.
Wir, als Klasse, sind sehr dankbar für die Möglichkeit, die Gedenkstätte zu besuchen. Wir haben viel gesehen und gelernt. All das hat uns traurig und betroffen gemacht. Wichtig ist für uns: Wir tragen zwar keine Schuld an den Geschehnissen, aber wir können mit dafür Sorge tragen, dass sich solche Dinge nicht wiederholen.

Josephine Koch, Mia Ruppersberg, Aliyah Rojan