Von Manfred Hitzeroth
Marburg. Michael Frowin hat sich bundesweit als Kabarettist der Spitzenklasse etabliert. Vom Kom(m)ödchen in Düsseldorf bis zur Distel in Berlin hat er sich in zahlreichen Kabarett-Ensembles einen Namen gemacht. Fast zehn Jahre lang war er als Chauffeur der Kanzlerin das Gesicht der TV-Serie „Kanzleramt Pforte D“. Und derzeit tourt er mit seinem Solo-Programm „Mammon“ durch die Republik, in dem es unter anderem um zeitaktuelle Finanzfragen wie die potenzielle Abschaffung des Bargelds geht.
Den Grundstock zu seinem künstlerischen Schaffen legte der 53-jährige gebürtige Marburger in der heimischen Region. Aufgewachsen in Niederweimar vor den Toren der Stadt Marburg war er ab der fünften Klasse Schüler des Gymnasiums Philippinum. „Ich war dann absoluter Marburger. Auch mein gesamter Freundeskreis hat sich dahin verlagert“, erzählt Frowin im Gespräch mit der OP.
Schon früh hatte er sein musisches Talent entdeckt. So habe er wertvolle Anregungen im Orchester und in der Theater-AG des Philippinums erhalten. Aber zeitgleich sei er auch durch den Pfarrer in der Kirche in Niederweimar früh für die Theaterarbeit begeistert worden. „Der Pfarrer hatte ein großes Faible dafür, Wort und Bild zu verbinden.“ Und gleichzeitig bot die Entwicklung von Programmen für die Evangelischen Kirchentage die Chance, sich künstlerisch auszuprobieren.
Und schon als Schüler war ihm klar, in welche Richtung es in Sachen Kabarett gehen solle. So stellte er bereits als Oberschüler im Gymnasium ein abendfüllendes, selbst geschriebenes, politisches Kabarett-Programm auf die Beine – zusammen mit Sebastian Brandis am Klavier als kongenialem Bühnenpartner.
Frowins Interesse für die Politik kam einerseits über die Diskussionen zu Hause mit den politisch sehr interessierten Eltern, aber andererseits auch durch seine Mitarbeit in einer Schülerzeitung – in Konkurrenz zur linken Schülerzeitung „Der Maulwurf“. Politisiert wurde Michael Frowin aber auch durch die großen Friedensdemonstrationen gegen den Nato-Doppelbeschluss Anfang der 80er-Jahre.
An diese Anfänge hat er sich übrigens jetzt auch wieder nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs erinnert. Das Nachdenken über den Krieg hat er zudem auch ganz aktuell in seine Inszenierung des Programms „Wahres ist Rares“ für die Berliner Distel eingebaut, für das er auch das Textbuch schrieb.
Für Michael Frowin kam das Sprungbrett in die große weite Welt der Kultur und raus aus Marburg Anfang der 90er-Jahre. Damals hatte Ulrich Jokiel, der in Marburg wohnhafte Pianist und Musikalische Leiter des „Kom(m)ödchens“, einen Auftritt Frowins in Marburg gesehen und ihn dann direkt nach Düsseldorf weiterempfohlen. Und so wurde der Marburger 1991, bereits ein Jahr nach seinem Beginn des Schauspielstudiums, an der Berliner Theaterschule das jüngste Ensemblemitglied in dem von Lore Lorentz gegründeten berühmten Kabarett-Ensemble.
Später ging es für Frowin als fiktiver Kanzlerinnen-Chauffeur in der Kanzleramt-TV-Serie von 2010 bis 2019 auch viel um Tagespolitik und um die Beschäftigung mit Angela Merkel. Dazu kam Frowin, nachdem er bereits 2002 den Text für eine Oper über Merkel mit dem Titel „Angela – Eine Nationaloper“ verfasst hatte. Das war ein Auftragswerk der Neuköllner Oper Berlin, das in der Baustelle des U-Bahnhofs Reichstag uraufgeführt wurde und ein internationales Medienecho auslöste. Für den ehemaligen Marburger war diese Oper dann auch der Startschuss für die Beteiligung als Texter (Librettist) an einer Reihe von Opern für Kinder (zum Beispiel in Zürich, Berlin, Oslo und aktuell in Luxemburg) sowie Kinder- und Jugendmusicals, die für ihn als Autor neben dem Kabarett auch eine spannende musikalische Ausdrucksmöglichkeit sind.
Ensemble-Mitglied unter anderem an den Theatern in Pforzheim und Krefeld/Mönchengladbach, Meisterschüler von Gisela May im Fach Chanson-Interpretation und zahlreiche Solo-, Duo- und Trio-Programme: Das waren weitere Stationen in seiner Karriere. Und seit 2007 ist er Künstlerischer Leiter des Theaterschiffs Hamburg, der ersten und ältesten Institution ihrer Art in Deutschland.
Bei all seiner künstlerischen Vielfältigkeit fehlt ihm eigentlich nur, dass er auch einmal als Schauspieler in einem Spielfilm oder für das Fernsehen vor der Kamera steht. Das würde in schon reizen, wie er im Gespräch mit der OP erläuterte.
Auftritte in der Alten Kirche Niederweimar und im Kulturladen KFZ waren für Michael Frowin in den zurückliegenden Jahren immer wieder ein Heimspiel. „Ich komme einfach immer wieder gerne in die Stadt zurück“, berichtet Frowin. Besonders Auftritte im alten KFZ waren für ihn ein bisschen so etwas, wie nach Hause kommen.
Zuletzt war er als einer der Stargäste der „Marburg-Gala“ in der Stadthalle für zwei Tage zurück in der alten Heimat. „Es war sehr kurzweilig, und ich habe mich bei der Gala sehr wohlgefühlt“, sagt er. Und auch wenn vieles sich im Laufe der Jahrzehnte verändert habe, so gebe es doch noch einige Konstanten. So habe er im Gespräch mit Margot Käßmann, einer weiteren prominenten Ex-Marburgerin, einhellig festgestellt, dass beispielsweise im Café Vetter die Zeit stehen geblieben sei.
Quellenangabe: OP Marburg/Ostkreis vom 27.05.2022, Seite 4