Deutsch LK, Q4
Guten Tag, Hallo, Moin Moin, Grüß Gott und Servus,
am 16.03.2023 haben wir, der Q4 Deutsch Leistungskurs von Frau Graff, uns im Sprachatlas auf die Spuren der deutschen Sprache begeben. Ein besonderer Schwerpunkt wurde dabei auf die facettenreiche Welt der Dialekte gelegt, welche uns Frau Ganswindt näherbrachte.
Die Möglichkeit dieses Besuches haben wir Georg Wenker und der Aufopferung seiner Freizeit zu verdanken, welcher sich um 1880 nach einem langen Arbeitstag nicht zu schade war eine flächendeckende Dokumentation von Dialekten mühsam zusammenzustellen. Aufgrund nicht so weit fortgeschrittener Technologien war der Marburger Dialektforscher Wenker darauf angewiesen mit analogen Umfragebögen im rheinischen Gebiet unterschiedliche Dialekte zu erfassen und auszuwerten.
Diese Bögen enthalten 40 Sätze, bei denen die Logik außer Acht gelassen und stattdessen darauf geachtet wurde möglichst viele unterschiedliche Laute mit einzubringen, anhand derer man den Dialekt erfassen konnte. Sie wurden zunächst im rheinischen Gebiet an Lehrkräfte geschickt, die zusammen mit ihren Schülern die Sätze in ihren örtlichen Dialekt so gut es ging übersetzten. In späten Abendstunden wurden diese Bögen schließlich mühsam ausgewertet und Karten daraus angefertigt, auf denen Gebiete mit gleichen sprachlichen Merkmalen eingezeichnet und von abweichenden separiert wurden. Durch schlechte Lichtverhältnisse, wie dem Kerzenschein als einzige Lichtquelle, opferte diese Arbeit nicht nur die Freizeit, sondern auch das Sehvermögen des späteren Kartografen Wenkers. Nach seiner beeindruckenden Fleißarbeit im Rheingebiet erhielt er die Anerkennung und finanzielle Unterstützung des Kaiserreiches und konnte dadurch seine Forschung auf das ganze Deutsche Reich ausbreiten und seine Bögen an über 40.000 Schulen entsenden. Dank Wenkers insgesamt 1668 erstellten Karten konnten wir Teile des „Wenkeratlasses“ bewundern. Er hat den Linguistik Studenten der heutigen Zeit ermöglicht mit dem ersten und heute noch umfassendsten „Sprachatlas deutscher Dialekte“ zu arbeiten und die durch den Sprachwandel nie endende Erforschung der deutschen Sprache weiter fortzuführen.
Mit einer Ausstellung örtlicher Dialekte und der Werbung für Germanistik als Studienfach, dessen Absolventen nebenbei momentan sogar bei der Aufdeckung von Polizeiermittlungen in Marburg benötigt werden, endete die Vorstellung von Wenker und seiner brennenden Leidenschaft für Dialekte, welche seine gesamte Freizeit in Anspruch nahm. Nicht nur Frau Graff, die natürlich selbst begeisterte Vertreterin des Germanistikstudiums ist, sondern auch wir sind von der Vielfalt der Germanistik beeindruckt.
Falls wir das Interesse geweckt haben, weisen wir auf die Möglichkeit hin, die „digitale Wenkerkarte“ anzuschauen, und betreiben noch etwas Schleichwerbung, damit die Gelegenheit ein FSJ im Sprachatlas anzutreten nicht verpasst wird, um der eigenen Sprache auf den Zahn zu fühlen.
Auf Wiedersehen, Tschüss, Tschau, Pfiat eich und Wiederschaun,
der Deutsch LK der Q4