Das schreibt die Presse
Von Elias Kaup
Marburg. Am 9. Juni wählen wir ein neues Europaparlament. Mit „wir“ sind in diesem Jahr auch alle Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren gemeint. Das Wahlalter für die Europawahlen wurde 2022 von 18 auf 16 Jahre herabgesetzt. Aus diesem Grund veranstalteten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Philippinum zusammen mit dem Kinder- und Jugendparlament Marburg und einem Bündnis der Schülervertretungen eine Podiumsdiskussion mit Politikerinnen und Politikern der antretenden Parteien. Dabei stellten die Jugendlichen die gesamte Veranstaltung nahezu alleine auf die Beine.
Am Mittwoch, 17. April, begann die Diskussion pünktlich um 14 Uhr. Nach einer kurzen Rede von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies übernahmen Lucy Betz-Dreyer und Elias Haas. Sie moderierten die gesamten 120 Minuten, begrüßten die Schülerinnen und Schüler im prall gefüllten Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) und baten die anwesenden Politikerinnen und Politiker um eine kurze Vorstellung. Auf der Tagesordnung standen Sicherheitspolitik, Klimaschutz und die „EU der Zukunft“.
Direkt am Anfang bat Moderatorin Lucy Betz-Dreyer die Teilnehmenden der Diskussion, sich kurz zu halten: „Die Zeit ist knapp“, warnt sie. Das sollte nicht die einzige Ermahnung an diesem Nachmittag bleiben. Schon während der Debatte zum ersten Thema „Sicherheitspolitik“ bat Elias Haas die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien um knappe Formulierungen: „Sonst kriege ich Stress mit den Lehrern“, sagt der 17-Jährige. Dann müsse er „dazwischengehen“.
Um 16 Uhr war die Diskussion vorbei – 30 Minuten über der Zeit. Das Fazit der beiden Moderierenden fällt trotzdem positiv aus: „Ich denke, viele der Schüler konnten etwas mitnehmen. Auch wenn die Politiker nicht unbedingt bei den Fragen geblieben sind, war es sehr informativ“, sagt Betz-Dreyer.
Eine harte Debatte „kann mal ausarten“
Moritz Ries ist Mitglied der Schülervertretung und hat die Diskussion ebenfalls mitorganisiert, konnte allerdings wegen seiner Abiturprüfung nicht bei der gesamten Veranstaltung dabei sein: „Unser Ziel war, über die Europawahl zu informieren, also viele Jugendliche dazu zu bringen, wählen zu gehen“, erklärt der 19-Jährige. So etwas funktioniere mit einer harten Auseinandersetzung mit den Themen, „die kann dann auch mal ein bisschen ausarten“, sagt er. Durch die Aktion würden sich die Leute allerdings mehr für die Themen interessieren.
Eine solche Podiumsdiskussion gab es bereits zur Bundestagswahl, ebenfalls organisiert von der Schülervertretung. Außerdem gibt es ein Klassensprecherseminar: „Alle Klassensprecher fahren für zwei Tage nach Biedenkopf und planen dort Projekte“, erklärt SV-Mitglied Moritz Ries. In einem Workshop habe man die Idee besprochen, über das Kinder- und Jugendparlament gelangen sie an das Jugendbildungswerk. „Das war eine Kooperation zwischen unserer Schule, dem Jugendbildungswerk und auch allen anderen Schulen und Schülervertretungen, die wir eingeladen haben“, sagt er. Auch die Stadt Marburg habe das Projekt unterstützt.
Lob gibt es von der Stadt Marburg
Aus diesem Grund war auch Max Frauenloh bei der Diskussion anwesend. Er ist Jugendbildungsreferent für politische Bildung bei der Stadt Marburg. „Klar, der Zeitplan ist eine besondere Herausforderung, gerade mit sechs verschiedenen Vertretern“, sagt er. Der Diskussionsverlauf sei für ihn dennoch anregend gewesen. „Da kam auch durchaus rüber, für was die Parteien stehen“, sagt er.
Bei der Planung der Veranstaltung habe die Stadt nur für das Organisatorische gesorgt. „Wir haben uns schnell auf eine Arbeitsteilung verständigt, dass wir, was das Organisatorische angeht, unterstützen“, sagt er. Dazu gehöre, dass sie den Raum organisiert und Pressemitteilungen verschickt haben. Außerdem habe die Stadt bei der Suche nach Referentinnen und Referenten geholfen. Inhaltlich sei die Veranstaltung aber voll und ganz von den Jugendlichen auf die Beine gestellt worden.
An der Diskussion haben teilgenommen: Desiree Becker (Die Linke), Angela Dorn (Grüne), Palina Köhler (FDP), Jan Nolte (AfD), Birgit Weckler (CDU) und Sebastian Sack (SPD).
Quellenangabe: Oberhessische Presse vom 27.04.2024, Seite 5