Die Oberhessische Presse berichtet:
Von Laura Lansche
Marburg. Eine Person sitzt auf einer Bank im Alten Botanischen Garten in Marburg. Eine Katze kommt hinzu. Sie spricht Berlinerisch. Die Person bleibt anonym, sie jammert und beschwert sich im Gespräch über ihre Probleme. Die Katze gibt ihr in der skurril anmutenden Kurzgeschichte Ratschläge fürs Leben. Zum Beispiel: „Ach, da hoff ick, dat dir noch schnell wat Jutet in’n Sinn kommt!“ Die unbekannte Protagonistin ist melancholisch, die Katze versucht, sie aufzumuntern, aber ist gleichzeitig eher schroff.
Die Kurzgeschichte „Gefangen im zarten Blattgrün“ von der Schülerin Mara Dumitru ist ein Dialog zwischen der Protagonistin und der Katze. „Die beiden brabbeln über Philosophisches und Alltagsunsinn“, erläutert die 16-Jährige. Dass die Katze Berliner Mundart spricht, soll vor allem für die Leserinnen und Leser lustig sein. „Ich wollte einen Bruch schaffen, dass die Katze als melodisch und anmutig beschrieben wird“, sagt Dumitru. „Berlinern ist da eigentlich nicht das Erste, was einem dazu einfällt. Es ist ein Umschwung, den man nicht erwartet.“ Außerdem sagt die Autorin: „Und ich finde die Katze einfach selbst witzig.“
Mara Dumitru ist Schülerin am Gymnasium Philippinum in Marburg und hat einen Preis in der ersten Preisklasse bei dem Schreibwettbewerb „Ohne Punkt und Komma“ gewonnen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur verlieh den Preis für 12- bis 15-Jährige gemeinsam mit dem Hessischen Literaturforum im Mousonturm. Das Preisgeld des Literaturwettbewerbs betrug 350 Euro.
Bei der Preisverleihung lasen Schauspielerinnen und Schauspieler eine Minute lang aus jeder Geschichte vor. „Sie haben die Stimmen professionell imitiert. Eine Berlinerin hat die Katze aus meiner Geschichte nachgeahmt. Das war sehr passend“, berichtet Dumitru. Rund 20 Preisträgerinnen und -träger erhielten ihre Auszeichnungen sowie Bücher mit einer Sammlung der Siegertexte.
Schon zuvor gewann Dumitrus Kurzgeschichte „Schmetterlinge im Gehirn“ bei dem Wettbewerb – sie ist ein Dialog zwischen einem sorgenfressenden Kuscheltier und einer anonymen Figur. Von dem Wettbewerb erfahren hat Dumitru in der Schule. „Dabei zu sein, war eine aufregende und erfüllende Erfahrung“, sagt die Schülerin. „Den Wettbewerb zu gewinnen gibt Selbstvertrauen.“ Außerdem fühlte sie Bewunderung für die anderen Texte, Inspiration und traf auf Gleichgesinnte.
Mara Dumitrus Traum ist es, Autorin zu werden. In Zukunft möchte sie sich auch bei anderen Wettbewerben bewerben. Schreiben ist für sie aber vor allem ein Hobby. Besonders gerne mag sie Kurzgeschichten, Notizen aus dem Alltag und Geschichten über Träume. Häufig verfasst sie Dialoge zwischen unterschiedlichen Charakteren und schafft Gegensätze. Eine Person ist dabei eher beratend.
„Ich schreibe gerne über Gedanken, die mich selbst beschäftigen und manifestiere sie in Charakteren, die darüber reden“, ergänzt sie. Irgendwann möchte sie auch einen Roman schreiben.
Ihre Eltern, vor allem ihr Vater, lesen ihre Texte oft Korrektur und geben Hinweise. Manchmal lesen auch Freundinnen oder Freunde ihre Geschichten. „So habe ich auch die Meinung der Leser, weil sie sind es ja, für die die Geschichte am Ende gemacht ist“, erläutert Dumitru.
Am Ende der Kurzgeschichte und des Gesprächs gesteht die Katze, dass sie sich für eine Ruine hält. Schließlich verschwindet sie auf mysteriöse Art und Weise. „Thema der Geschichte ist auch Vergänglichkeit. Das Verschwinden der Katze soll das noch dramatischer darstellen“, sagte die 16-Jährige. Die Person sitzt nun alleine auf der Bank und macht sich auf den Heimweg.
Quellenangabe: Oberhessische Presse vom 21.01.2025, Seite 5