Marc Chagall: Welt in Aufruhr

Exkursion des Q2 Kunstkurses

Am 27.01 begab sich ein Kunstkurs der Q1 mit Herrn Hölker zur Schirn Kunsthalle in Frankfurt, um dort die Ausstellung “Marc Chagall: Welt in Aufruhr” zu besuchen.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Werken des jüdischen Künstlers der 30er und 40er Jahre. Es sind Werke der tiefen Trauer, der Furcht und der Flucht des Künstlers.

Am Vormittag trafen wir uns am Hauptbahnhof in Marburg, um von dort aus gemeinsam mit der Regional Bahn nach Frankfurt zu fahren. Während der Fahrt haben wir uns zur Vorbereitung teils Magazine und Bücher über Chagall Leben und Werke zu Gemüte gebracht, aber auch teils gezeichnet, Musik gehört oder Karten gespielt.

In Frankfurt angekommen, ging es direkt mit der U-Bahn weiter zur Schirn Kunsthalle am Römerberg. Da wir verfrüht angekommen waren, blieb genug Zeit unsere Eintrittskarten zu verteilen, die Jacken und Taschen zu verstauen sowie Arbeitsaufträge auszugeben. Einige Schüler überbrückten die Zeit bis zum Eintritt mit einer kleinen kostenfreien Ausstellung nebenan namens “Amna Elhassan. Deconstructed bodies – In search of home, die die soziologischen und ökonomischen Veränderungen im Sudan (der Heimat der Künstlerin) aus der Perspektive der Frau in rund 23 Werken darstellt.

In den zwei Stunden des Aufenthalts in der Schirn erhielten wir eine Führung durch die Ausstellung Chagalls und hatten später noch Zeit selbst herumzugehen. Wir erhielten zu Beginn Ein-Ohr-Kopfhörer, mit denen wir die Führung gut verstehen konnten, ohne andere Besucher der Ausstellung groß zu stören. Diese anständig anzubringen, erwies sich zu Beginn für einige als eine kleine Herausforderung, aber im Nachhinein haben es doch alle geschafft.

Die Hallen waren gefüllt von Ehrfurcht und Bewunderung. Wir lernten viel Neues über das private Leben Marc Chagalls, über den Wandel seines Stils mit dem Wandel der Welt im tobendem Anti-Semitismus, über seine Integration kultureller und emotionaler Aspekte seiner Heimat und Familie in jedes seiner Werke und nicht zuletzt seine Flucht quer durch Europa in die USA mit seiner Frau Bella.

Besonders auffällig waren die vielen typisch chassidischen Elemente (Chassidismus = russisch-orthodoxes Judentum), die teils sehr subtil, teils sehr auffällig eingearbeitet wurden. Beispiel für eine auffällige Darstellung seiner Kultur ist das Bild “Kreuzigung in Gelb” (1942), welches den Gekreuzigten vor einer brennenden Stadt zeigt in orthodox jüdischen Gebetsriemen (Tefillin) und Mantel (Tallit) gekleidet, was die gesamte Bedeutung des Motivs verändert.

Zudem nutzt Chagall mehrere Motive auch mehrmals wie die Kuh mit Violine als Symbol für seien Heimat, Witebsk, im heutigen Weißrussland, oder die Kerze als Zeichen für das Judentum als seine Kultur.

Nach seiner Flucht in die USA gestaltete Marc Chagall auch ausgefallen farbenfrohe Kostüme für Igor Stravinskys “Der Feuervogel”, eine Ballett Aufführung, mit Pinselmalereien auf dem Stoff.

Am Ende der Führung standen wir vor dem Werk einer Kuh mit Schirm, um auf glücklicheren Themen zu enden, da davor die Werke, in denen er die Trauer um seine verstorbene Ehefrau Bella verarbeitet hatte, vorgestellt wurden. Es handelte sich um “Die Kuh mit dem Sonnenschirm” (1946).

Darauf nutzten die Schüler die restliche Zeit, um ihre Arbeitsaufträge zu erledigen. Diese beliefen sich auf entweder eine Zeichenaufgabe, oder eine Schreibaufgabe, die der Annäherung an ein Werk der Wahl dienen sollte. Einige suchten sich ein Detail eines Werkes aus und versuchten es mit Bleistift auf Papier zu bringen, andere versetzten sich in die dargestellte Situation und schrieben einen Monolog.

Danach trafen wir uns alle wieder bei unserem Taschen- und Jackenlager und beendeten den Aufenthalt.

Die Gruppe spaltete sich in viele kleinere, die auf eigene Faust in Frankfurt unterwegs waren und auch selbstständig heimkehrten. Der spannungsvolle Ausflug ist somit individuell ausgeklungen. Teile der Leute gingen noch in eine weitere Ausstellung im Museum für Moderne Kunst, andere gingen gleich nach Hause, noch andere setzten sich in ein Café.

Chagall ist, spätestens nachdem man diese Ausstellung gesehen hat, als großer, ausdrucksstarker und emotionaler Künstler zu erkennen. Er erschuf Kunstwerke über einen immens großen Zeitraum hinweg, der viele Traumata mit sich brachte, und er brachte diese in Form der Kunst zu Vorschein.

Es war für uns eine sehr bewegende Exkursion, die am Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus allzu angemessen schien.