Die OP berichtete

„Der Trainer wird ausgewechselt, nicht die ganze Mannschaft“

Armin Bothur ist neuer Schulleiter des Gymnasiums Philippinum

Von Patrick Robinson

Marburg. Armin Bothur sitzt in seinem neuen Büro über Papiere und Unterlagen gebeugt. Während seine Kollegen in den Osterferien sind, muss der 53-Jährige noch ein paar Punkte seiner To-do-Liste abarbeiten. Denn seit Februar 2025 ist Bothur der neue Schulleiter des Gymnasiums Philippinum in Marburg.

Von seinem Vorgänger Michael Breining übernahm Bothur eine funktionierende Schule. „Das Philippinum ist aus meiner Sicht hervorragend aufgestellt“, sagt der neue Rektor. Es gebe keine großen Probleme oder Baustellen, die er angehen müsse.

Trotzdem, so sagt er lächelnd, waren seine ersten Tage eine Herausforderung für das Kollegium. „Ich habe tausend Fragen gestellt“, sagt er. „Es ist häufig so, dass es nicht nur einen Weg gibt“, erzählt er weiter. Er wolle manche Dinge im wahrsten Sinne des Wortes vereinfachen, beispielsweise die Girokonten der Schule. Von denen gab es bisher vier, diese will er nun zu einem zusammenfassen. Zuhören und im Team arbeiten steht für Bothur dabei im Mittelpunkt. „Ich habe unfassbar viele neue Wege kennengelernt.“

Sein Referendariat absolvierte Bothur in Schwalmstadt, wo er zwölf Jahre lang am Schwalmgymnasium lehrte. Bevor er der neue Rektor des Philippinums wurde, hatte er neun Jahre die Schulgemeinde der Abendschulen Marburg geleitet und Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtet.

Es sei „eine andere Situation, mit Erwachsenen zu arbeiten“, erinnert sich Bothur. Beispielsweise musste er keine Elternabende organisieren. Aber auch die Belegschaft an den Abendschulen war kleiner, viele der Aufgaben seien auf seinem Schreibtisch gelandet. Am Philippinum verteilen sich die Aufgaben auf viele Schultern.

„Die Herausforderung ist, die Fäden in der Hand zu halten“, beschreibt Bothur seine neue Arbeit. Als Lehrer lag sein Blick auf den Details, „als Leiter überblickt man alles.“ Bei knapp 800 Schülerinnen und Schülern sowie mehr als 60 Lehrkräften ist das keine einfache Aufgabe. Aber eine machbare, zumal er nicht die ganze Schule auf den Kopf stellen möchte. „Ich wurde nicht hergeschickt, um komplett etwas zu ändern“, sagt er und zitiert seine Frau: „Der Trainer wird ausgewechselt, nicht die ganze Mannschaft.“

Dennoch stehen auch größere Aufgaben auf seiner Liste, so Bothur. 2027 feiert das Philippinum sein 500-jähriges Bestehen zusammen mit der Philipps-Universität. „Das wirft seine Schatten voraus“, erzählt Bothur. Dieses „Riesenprojekt“ befindet sich jetzt schon in der Planung, angedacht sei ein Festwochenende über das Gelände der Schule hinaus. Außerdem soll im Sommer dieses Jahres der Pausenhof der Schule saniert werden. Nach 50 Jahren ist es an der Zeit, sagt er. Die Vorbereitungen dafür sind im vollen Gange.

Der neue Rektor steht aber auch abstrakten Problemen gegenüber, angefangen bei der Verbindung von künstlicher Intelligenz im Schulbetrieb. „Wie soll die Zukunft aussehen?“ Ganz verbieten will er den Einsatz von derlei technischen Hilfsmitteln nicht. „Der Alltag ist Unterricht und Unterricht ist Alltag“, sagt Bothur. Die Diskussion um KI an Schulen erinnere ihn an Diskussionen rund um den Einsatz von Taschenrechnern. „Mit dem Taschenrechner hat sich viel geändert und gleichzeitig auch nichts“, sagt er lachend. „Mit KI wird es auch so ähnlich sein“, vermutet er. „Wir werden Hausaufgaben und Klausuren ändern müssen.“

Die Chance, den Wandel der Zeit zu begleiten, wird der neue Rektor nicht nur in der Schulleitung bekommen. „Ich habe das große Glück, in einer fünften Klasse zu unterrichten“, freut sich Bothur. „Ich habe die Gelegenheit, mit den Schülerinnen und Schülern groß zu werden.“ Denn so, und darüber freut sich Bothur am meisten, tut er das, was ihm Spaß macht. „Ich durfte jeden Tag in die Schule gehen“, strahlt der Rektor. Und das wird auch weiterhin so bleiben.

Quellenangabe: Oberhessische Presse vom 14.04.2025, Seite 6